Spinnenwege: Osterblumen
Artur träumt mit offenen Augen. Die matt ausschauen. Wie das Fenster in unserem Gästeklo. Oder meine Zunge. Wenn ich Fieber hab. Heute ist mir auch so. Heiß. Artur aber friert. Seine Haut ist ganz rot und blau. Weiße Lianen ranken sich kreuz und quer.
Natürlich weiß ich, dass das nicht der echte Artur ist. Dessen Fell umgestülpt am Regal mit dem Kompott hängt. Kirschen, Birnen und auch Apfelmus. Nein, den echten Artur hat das Peterle geholt. Der fette Kater von Glindemanns.
Nur zwei Tage nachdem ich ihn gefunden hatte. Im Sandkasten. Drum herum eine Handvoll Eier in Buntstaniol. Die ich nicht mag. Ihn aber umso mehr. Endlich! Obwohl ich mich schon wunderte, dass der Osterhase kleine Osterhäschen bringt. Ich habe mich auch gefragt, ob dass sein Sohn ist.
Zwei Tage später war mein Schön vorbei. Und jedes Mal, wenn Vater wieder einen Meister Lampe oder ein Karnickel nach Hause bringt, muss ich an ihn denken. Schaue auch immer zu, wenn die Beiden im Keller sind. Und sammele das Blumenweich in einer Zigarrenkiste. Wie das kuschelduftet!
Nächste Woche ist wieder Ostern. Und ich habe einen Wunschzettel geschrieben. Auch wenn man dass eigentlich nur für den Weihnachtsmanns macht. Doch ich möchte nur nicht, dass mir der Osterhase wieder eines seiner Kinder bringt. Weil ich Artur nicht vergessen will.
Statt dessen habe ich mir ein Spiegelei gewünscht. Nicht so eines, wie es Vater gerne zu Abend ist. Mit Speck und Schwarzbrot. Nein. So ein richtiges Ei. Wie von einem Huhn. Oder einem Strauß. Ja. Richtig groß. Und wenn ich es anpiekse, risswandert die Schale auf. Dann schlüpft ein kleiner Spiegel daraus. Mein ganz eigener.
In den ich immer schauen kann. Wenn ich mir etwas erzähle. Und dann sehe, dass mir einer zuhört. So wie Artur.
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